Der EWSA fordert kontinuierliches Handeln auf allen Ebenen.

UM – 08/2023

Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) hat am 13. Juli dieses Jahres seine Stellungnahme zu Maßnahmen zur Verbesserung der psychischen Gesundheit im Plenum verabschiedet. Sie ist als Sondierungsstellungnahme auf Ersuchen des spanischen Ratsvorsitzes verfasst worden. Spanien hat die Verbesserung der psychischen Gesundheit und den Kampf gegen die damit verbundene Stigmatisierung zu einer Priorität seines Ratsvorsitzes gemacht. Angestrebt werden Schlussfolgerungen des Rates, weshalb sich das Thema auf der Agenda des informellen Ministertreffens in Las Palmas de Gran Canaria am 27. und 28. Juli wiederfand.

Politische Priorität

Die Stellungnahme des EWSA ist im Zusammenhang mit weiteren Initiativen zur geistigen Gesundheit zu setzen, so zur Mitteilung der Europäischen Kommission über eine umfassende Herangehensweise im Bereich der psychischen Gesundheit oder der Positionierung des EWSA im Zusammenhang mit prekärer Arbeit (siehe DSV-News 07/2023). Der parlamentarische Unterausschuss SANT, der sich ausschließlich mit Gesundheitsfragen befasst, will mit einem Initiativbericht eigene politische Akzente setzen. So schlägt Berichterstatterin Sara Cerdas (S&D, PT) unter anderem die Förderung der „sozialen Verschreibung“ nach dem Vorbild des National Health Service (NHS) in Großbritannien vor, nach der Beratungskräfte („Linkworker“) mit den Betroffenen individuelle Unterstützungspläne erstellen, damit diese ihr Wohlbefinden besser in die Hand nehmen können. Der Berichtsentwurf liegt seit Ende Juli vor.

Ein Teufelskreis

Die psychische Gesundheit stehe zu Recht ganz oben auf der politischen Agenda, so der EWSA. Etwa vier Prozent der Todesfälle in einem Jahr seien auf psychische Probleme und Verhaltensstörungen zurückzuführen. Die direkten und indirekten Kosten beliefen sich ebenfalls fast auf vier Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Und die Einflußfaktoren seien bekannt: Kindheitserfahrungen, Armut, Diskriminierung, Bildung, alle Formen der Abhängigkeit, auch eine schlechte Gesundheitsversorgung. Zuletzt habe die Corona-Pandemie das Problem verschärft. Das zeige sich besonders bei jungen und älteren Menschen, aber auch anderen vulnerablen Gruppen. In seinen Schlussfolgerungen weist der EWSA darauf hin, wie wichtig es sei, die psychische Gesundheit, die Prävention psychischer Erkrankungen und die Entwicklung von Resilienz kontinuierlich zu fördern. Und dies in allen EU-Strategien und auf allen Ebenen.

Preis der Zivilgesellschaft

Ebenfalls im Juli hat der EWSA seinen Preis der Zivilgesellschaft ausgelobt, und zwar zum 14ten Mal. Auch dieser greift das Thema Förderung des psychischen Wohlbefindens der Europäerinnen und Europäer auf. Gesucht werden innovative gemeinnützige Projekte, die Menschen mit psychischen Erkrankungen helfen und günstige Rahmenbedingungen für ihr psychisches Wohlbefinden schaffen.