
Nichtübertragbare Krankheiten
Verbesserte Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention gefordert.
CC – 09/2023
Bei nichtübertragbaren Krankheiten, sogenannte NCDs - „Noncommunicable
diseases“ - handelt es sich um Krankheiten, die nicht von Mensch zu Mensch
übertragen werden. Dazu zählen unter anderem Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs,
Diabetes und chronische Atemwegserkrankungen. Sie sind für 90 Prozent aller
Todesfälle in der Europäischen Union (EU) verantwortlich. Rund 68 Prozent aller
vorzeitigen Todesfälle in Europa lassen sich auf diese Erkrankungen
zurückführen.
Angesichts dieser Zahlen möchte das Europäische Parlament handeln. Der
Abgeordnete Erik Poulsen (Renew, DK) hat als Berichterstatter im Unterausschuss
für Öffentliche Gesundheit (SANT) am 30. August seinen Berichtsentwurf zu nichtübertragbaren Krankheiten vorgelegt. Darin fordert er eine
verbesserte Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention. Diese können die
Prävalenz nichtübertragbarer Krankheiten um 70 Prozent senken.
Der elfseitige Berichtsentwurf für eine Entschließung des Europäischen
Parlaments beinhaltet Forderungen in den Bereichen Prävention, Früherkennung
und Versorgung, Innovationsförderung sowie Forschung.
Tabak, Alkohol, Gesunde Ernährung und Bewegung
Im Mittelpunkt des Berichtes steht die Prävention.
Tabak- und Alkoholkonsum, körperliche Inaktivität, ungesunde Ernährung aber
auch Umweltfaktoren wie Luft-, Lebensmittel-, Wasser- und Bodenverunreinigung
sowie Chemikalienexpositionen werden in den Blick genommen. Es gäbe in diesen
Bereichen viel Handlungsspielraum. Hinsichtlich der Senkung des Tabakgebrauchs
wird zum Beispiel die Kommission aufgefordert, die vollständige Umsetzung des
Rahmenübereinkommens der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Eindämmung des
Tabakgebrauchs umzusetzen. Darunter sollen auch die Gesundheitsrisiken von
E-Zigaretten und neuartigen Tabakerzeugnissen wissenschaftlich bewertet werden.
Früherkennung und Wissensaustausch
Zudem werden die Mitgliedstaaten aufgefordert, die Früherkennung von
nichtübertragbaren Krankheiten zu verbessern. Neben Aufklärungskampagnen und
der Stärkung der Gesundheitskompetenz von Patientinnen und Patienten sollen
stark gefährdete Bevölkerungsgruppen von gezielten Gesundheitsuntersuchungen
profitieren. Verbesserte Daten, Forschung und Wissensaustausch seien ebenfalls
für eine bessere Prävention, Diagnose und Behandlung von nichtübertragbaren
Krankheiten unerlässlich.
Wie auch beim Europäischen Krebsplan ist in der Aussprache zum Bericht
abzusehen, dass besonders um Formulierungen zu Tabak- und Alkoholkonsum
gerungen wird. So ist zum Beispiel in dem Bericht von „schädlichem
Alkoholkonsum“ die Rede. In der Aussprache wurde dies kritisiert, Alkoholkonsum
sei „immer schädlich“. Hier wiederholt sich eine Diskussion, die zuletzt im
Zusammenhang mit dem Bericht des Sonderausschusses zur Krebsbekämpfung im
Dezember 2021 geführt worden ist (siehe hierzu DSV-News 12/2021 und DSV-News 2/2022).
Änderungsanträge können von den Parlamentarierinnen und Parlamentariern bis
Ende September eingereicht werden.
Hintergrund: Die Healthier Together -Initative
Die Europäische Kommission hat 2021 die „Healthier together – EU Non
Communicable Diseases Initiative (EU NCD Initiative)“ gestartet, um die
EU-Länder bei der Ermittlung und Umsetzung wirksamer Strategien und Maßnahmen
zur Verringerung der Belastung durch NCDs und zur Verbesserung der Gesundheit
der Bürgerinnen und Bürger zu unterstützen. Ein begleitender Leitfaden enthält ehrgeizige Prioritäten und Beispiele für inspirierende
Praktiken sowie einen Überblick über die verfügbaren Finanzinstrumente, mit
denen diese in konkrete Maßnahmen umgesetzt werden können.