Renten auf einen Blick
OECD stellt Studie zu Rentensystemen vor.
VS – 12/2023
In der
am 13. Dezember vorgestellten Studie
„Renten auf einen Blick“ vergleicht die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD, nur auf Englisch) alle zwei Jahre die
Rentensysteme ihrer Mitgliedsländer. Im Fokus der aktuellen Studie steht die
Stärkung der Nachhaltigkeit der Rentensysteme und die Reduzierung des
Fachkräftemangels durch bessere Chancen und Arbeitsbedingungen älterer
Arbeitnehmer. In diesem Zusammenhang werden Maßnahmen der
OECD-Länder für eine längere Erwerbsphase dargestellt und diskutiert. Darüber
hinaus wird die langfristige Angemessenheit der Rentensysteme analysiert.
Demographic change
Der
demographische Wandel hat mehrere Facetten. So wird nach den in der Studie
verwendeten Bevölkerungsprojektionen
der Vereinten Nationen der Anteil der Bevölkerung ab 65 Jahren im OECD-Raum
bis 2050 auf 27 Prozent steigen. Dies ist Folge des Renteneintritts der
Babyboomer-Jahrgänge, einer zu geringen Geburtenrate aber auch der zunehmenden
Lebenserwartung. Um die Tragfähigkeit der Rentensysteme zu gewährleisten und
Arbeitsmarktengpässe zu beheben, ist es daher aus Sicht der Autorinnen und
Autoren entscheidend, die Beschäftigung und Beschäftigungsfähigkeit älterer
Arbeitskräfte zu fördern.
Erwerbsbeteiligung älteren Arbeitnehmer
In der
Studie wird aufgezeigt, dass viele OECD-Länder Maßnahmenpakete geschnürt haben,
um das gesetzliche Renteneintrittsalter zu erhöhen, die Frühverrentung zu
reduzieren und Anreize für einen längeren Verbleib im Erwerbsleben und
Weiterqualifizierung zu setzen. Dabei zeigt die Studie, dass in den vergangenen
Jahren in vielen Ländern die Erwerbsbeteiligung Älterer gestiegen ist. So hat
die Erwerbstätigenquote der 55- bis 64-Jährigen in der OECD im zweiten Quartal
2023 einen Rekordwert von 64 Prozent erreicht und lag damit fast acht
Prozentpunkte höher als vor zehn Jahren.
Erhöhung der Regelaltersgrenze – Anstieg der Ungleichheit?
Die
OECD hebt auch hervor, dass in den 23 der 38 OECD-Länder die Regelaltersgrenze
erhöht wird. Die Erhöhung ist ein sensibles Thema. Nicht alle Beschäftigte
können bis zur Regelaltersgrenze arbeiten. Die Lebenserwartung variiert sehr
stark nach sozio-kulturellen Merkmalen und diese Ungleichheit bei der
Lebenserwartung hat in den letzten Jahren in vielen Ländern zugenommen. Eine
Erhöhung der Regelaltersgrenze benachteiligt daher Menschen mit niedriger
Lebenserwartung.
Weiterbildung, Arbeitsschutz, Rehamaßnahmen und Prävention
Die OECD diskutiert in diesem Zusammenhang das Funktionieren
von speziellen Vorruhestandsregelungen für Personen in Berufen mit besonders
gefährlichen oder beschwerlichen Tätigkeiten. Besonders belastende Tätigkeiten
sind allerdings nur ein Grund für die bestehende Ungleichheit der
Lebenserwartung.
Die
Autorinnen und Autoren plädieren für mehr Vorbeugung und Prävention am
Arbeitsplatz, verbunden mit Umschulungsmaßnahmen von Arbeitnehmern. Es gilt, Beschäftigte
aus beschwerlichen Tätigkeiten herauszuholen, bevor sich ihr Gesundheitszustand
erheblich verschlechtert. Die Unterstützung für Menschen mit arbeitsbedingten
Gesundheitsproblemen sollte dabei möglichst früh erfolgen und nicht über
spezielle Altersrentenregelungen für gefährliche oder beschwerliche Arbeit.
Bildung
und Weiterbildung sowie Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz sind auch
entscheidend, um sich den wandelnden Herausforderungen im Erwerbsleben zu
stellen und damit länger am Erwerbsleben teilhaben zu können.
Soziale Investitionen
Die
Studie der OECD zeigt, dass die demografischen Herausforderungen für die
Alterssicherungssysteme bewältigbar sind. Die eine alle Probleme lösende
Maßnahme gibt es jedoch nicht. Dies gilt insbesondere für die in der
öffentlichen Diskussion sehr umstrittene Erhöhung der Regelaltersgrenze.
Vielmehr
bedarf es eines Bündels von Maßnahmen. Insbesondere von Investitionen in die berufliche
und gesundheitliche Befähigung der Menschen. Dabei untermauert die aktuelle Studie
der OECD die von der hochrangigen
Expertengruppe „Zukunft des Sozialschutzes und des Wohlfahrtsstaates in der
EU“ angestoßene Diskussion um soziale Investitionen über den Lebensverlauf.
Eine Diskussion, die die scheidende spanische und die kommende belgische
Ratspräsidentschaft in einer gemeinsamen Initiative
zu sozialen Investitionen aufgegriffen haben.