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How’s Life?
Das Wohlbefinden der Menschen in Krisenzeiten.
VS – 12/2024
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat die sechste Ausgabe ihres Berichts „How's Life?“ vorgestellt. Darin bewertet die OECD, ob sich das Leben der Menschen in ihren Mitgliedstaaten verbessert hat. Hierzu werden die Ergebnisse der alle zwei Jahre durchgeführten OECD-Erhebung „Risks that Matter“ zum Wohlbefinden seit 2019 analysiert, um die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und des Inflationsschubs infolge des Angriffs auf die Ukraine zu verstehen. In ihrer diesjährigen Analyse hebt die OECD insbesondere den Beitrag der sozialen Sicherungssysteme als entscheidenden Faktor für das Wohlbefinden der Menschen hervor. Demnach spielen die sozialen Sicherungssysteme eine zentrale Rolle bei der Absicherung gegen wirtschaftliche Risiken, der Bekämpfung von Armut und der Förderung von sozialer Gerechtigkeit.
Lebenszufriedenheit gesunken
Im Vergleich zu den Vorjahren zeigt der Bericht insgesamt ein gemischtes Bild hinsichtlich der Lebenszufriedenheit der Bevölkerung. Auch wenn viele OECD-Länder eine wirtschaftliche Erholung nach den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie erleben, bleibt die Lebenszufriedenheit durch anhaltende Herausforderungen wie die Inflation, geopolitische Konflikte und soziale Ungleichheiten beeinträchtigt. Besonders die wirtschaftliche Unsicherheit beeinflusst die Lebensqualität vieler Menschen negativ.
Bei älteren Menschen wurde die Lebenszufriedenheit besonders durch soziale Isolation während der Pandemie belastet. Obwohl sich einige Aspekte wie die Verfügbarkeit von Gesundheitsdiensten verbessert haben, bleibt der Zugang zu sozialen Netzwerken und gesellschaftlicher Teilhabe für viele ältere Menschen ein Problem. Auch sehen sich Ältere oft stärker finanziellen Unsicherheiten gegenüber.
Zufriedenheit in Deutschland überdurchschnittlich hoch
Für Deutschland weist der Bericht eine überdurchschnittliche allgemeine Lebenszufriedenheit auf. Auch gibt es im Vergleich zur letzten Dekade nur geringfügige Veränderungen, was auf eine relative Stabilität trotz der Covid-19-Pandemie und des Inflationsschubs hindeutet. Für ältere Menschen in Deutschland ist ein ähnlicher Trend zu beobachten. Zwar weist der Bericht spezifische Daten zur Lebenszufriedenheit der älteren Bevölkerung nicht gesondert aus. Im Bericht wird jedoch hervorgehoben, dass soziale Integration und der Zugang zu Gesundheitsdiensten entscheidend für das Wohlbefinden älterer Menschen bleiben, insbesondere in Krisenzeiten.
Rentenreformen
Rentenreformen hatten gemischte Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Menschen. Sie können sich dann positiv auf das Wohlbefinden auswirken, wenn sie Fragen der sozialen Gerechtigkeit sowie individuelle Bedürfnisse stark berücksichtigen. So können beispielsweise flexible Übergänge in den Ruhestand das Wohlbefinden fördern. Reformen wie die Erhöhung des Rentenalters oder die Anpassung von Pensionsberechnungen an demografische Entwicklungen tragen zwar dazu bei, die Nachhaltigkeit der Rentensysteme zu sichern. Bei bestimmten Bevölkerungsgruppen, insbesondere bei Menschen mit niedrigem Einkommen oder instabiler Erwerbsbiografie, gehen sie jedoch mit einer zunehmenden Unsicherheit gegenüber der Zukunft einher.
Gesundheit und Pflege
Insgesamt hebt der Bericht hervor, dass eine ganzheitliche Politik, die Gesundheit, Pflege und soziale Unterstützung integriert, entscheidend für das Wohlbefinden der Bevölkerung ist. Es wird betont, dass Maßnahmen zur Stärkung der Resilienz von Gesundheitssystemen und zur Förderung eines gesünderen Lebensstils essenziell sind, um den aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden. Laut der OECD besteht weiterhin eine deutliche Kluft im Zugang zur Gesundheitsversorgung, primär für wirtschaftlich schwächere Bevölkerungsgruppen und ländliche Regionen. Diese Ungleichheiten wirken sich negativ auf das allgemeine Wohlbefinden aus. Für Deutschland betont der Bericht die gute medizinische Versorgung. Allerdings belasten chronische Krankheiten und der Zugang zu psychischer Gesundheit die Bevölkerung.
Die Pflegesituation in Deutschland wird von den Menschen ambivalent beurteilt. Während das Angebot an Pflegeleistungen im internationalen Vergleich als qualitativ gut gilt, prägen Sorgen über Kosten und eine ungleiche Verfügbarkeit, vornehmlich für ländliche Regionen, die Wahrnehmung. Zudem belasten der Fachkräftemangel und die Arbeitsbedingungen in der Pflege die Qualität und das Vertrauen in das System.