©Rawf8 - stock.adobe.comCritical Medicines Act (CMA)
Berichtsentwurf zum CMA – DSV sieht Nachbesserungsbedarf.
CC – 09/2025
Nachdem die Europäische Kommission am 11.
März dieses Jahres ihren Kommissionsentwurf zum Critical Medicines Act
vorgelegt hatte, gibt es Bewegung im Europäischen Parlament zu dem Dossier. Am
1. September hat Tomislav Sokol (EVP, Kroatien), Berichterstatter des
Europäischen Parlaments, seinen Berichtsentwurf zur Verordnung über kritische
Arzneimittel (Critical Medicines Act – CMA) im Ausschuss für öffentliche
Gesundheit (SANT) vorgestellt. Mit dem CMA soll die Produktion in Europa
gestärkt und die Versorgung mit kritischen Arzneimitteln langfristig
abgesichert werden (vgl. News 07/2025).
Ausweitung des Anwendungsbereichs – Gefahr der Verwässerung
Im Berichtsentwurf schlägt Tomislav Sokol
vor, den Geltungsbereich des CMA auf Arzneimittel von gemeinsamem Interesse
auszuweiten. Dies sieht die DSV kritisch. Wenn – wie im Bericht gefordert –
Orphan Drugs oder neuartige antimikrobielle Arzneimittel in strategische
Projekte und öffentliche Förderungen einbezogen werden, drohen Fehlallokationen
und eine Verwässerung des Ziels des CMA. Der Fokus der Regelungen sollte daher
auf einer klar begrenzten Anzahl von Arzneimitteln mit unmittelbarer,
kritischer Versorgungsrelevanz liegen.
Vergabekriterien – Flexibilität für Krankenkassen bewahren
Ein weiterer zentraler Vorschlag des
Berichtsentwurfs ist die verpflichtende Einführung von Vergabekriterien
jenseits des Preises. Zwar können zusätzliche Kriterien wie Resilienz oder
EU-Produktion grundsätzlich zur Versorgungssicherheit beitragen, das
EU-Vergaberecht bietet jedoch bereits heute Gestaltungsspielräume, die auch
genutzt werden. Etwa in Deutschland, wo Krankenkassen bei Rabattverträgen
verpflichtet sind, bestimmte Arzneimittel aus europäischer Produktion zu
berücksichtigen.
Die DSV sieht hier Nachbesserungsbedarf: Eine
verpflichtende Anwendung weiterer Kriterien würde die Flexibilität öffentlicher
Auftraggeber – insbesondere der Krankenkassen – einschränken und in Kombination
mit der vorgesehenen Mehrfachvergabe zu erheblichen Kostensteigerungen führen,
ohne die Versorgungssicherheit tatsächlich zu verbessern. Die DSV fordert
daher, dass solche Kriterien optional bleiben.
Sanktionen – Fördergelder nur gegen Gegenleistung
Positiv bewertet die DSV die
vorgeschlagenen Sanktionen im Berichtsentwurf. Unternehmen, die trotz
öffentlicher Förderung ihre Lieferpflichten nicht erfüllen, sollen künftig zur
Verantwortung gezogen werden. Damit wird ein wichtiges Signal gesetzt: Fördergelder
dürfen nur gegen echte Gegenleistungen vergeben werden.
Ausblick
Bis zum 19. September konnten die Abgeordneten des
SANT Änderungsanträge zum Berichtsentwurf von Sokol einbringen. Im Anschluss finden nun überfraktionelle Verhandlungen zur Erarbeitung von Kompromissen statt, um
Mehrheiten erzielen zu können. Die finale Abstimmung über den Bericht von
Tomislav Sokol ist für den 2. Dezember im SANT vorgesehen. Auch die
Stellungnahmen der mitberatenden Ausschüsse für Industrie, Forschung und
Energie (ITRE), für Binnenmarkt und Verbraucherschutz (IMCO) sowie für Umwelt,
öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI) liegen inzwischen vor
und fließen in die Diskussion ein.
Für die DSV ist es entscheidend, dass der
CMA auf wirklich kritische Arzneimittel fokussiert bleibt, die
Versorgungssicherheit stärkt und zugleich die finanzielle Tragfähigkeit der
solidarischen Gesundheitssysteme wahrt. Die DSV wird den weiteren
Gesetzgebungsprozess mit diesem Fokus aufmerksam begleiten und bewerten.
Das
DSV-Statement zum Berichtsentwurf von Tomislav Sokol finden Sie hier.
Die vollständige DSV-Stellungnahme zum Kommissionsvorschlag zum CMA finden Sie hier.