Folgen der EU-Wahl: Rückschlag für Europas Volksparteien
Klima-Besinnung nach der Europawahl.
IF – 06/2019
Vom 23. bis 26. Mai 2019 wurden die neuen
Mitglieder des Europäischen Parlaments gewählt, die bis zum Jahr 2024
amtieren und die Anfang Juli zur konstituierenden Sitzung in
Straßburg zusammenkommen. Sie wählen sogleich den Präsidenten bzw. die Präsidentin und die
14 Vizepräsidenten. Ebenso wird die Zusammensetzung der politischen Ausschüsse
unter den Fraktionen aufgeteilt und die Wahl der Vorsitzenden und
Stellvertreter vollzogen.
Überraschung und Erleichterung
Wie bereits einige Wahlprognosen im Vorfeld der Wahlen
vorhersagten, verloren die Christdemokraten und
Sozialdemokraten ihre gemeinsame Mehrheit auf europäischer Ebene. Insbesondere in den gewichtigen und bevölkerungsstarken
Mitgliedstaaten, wo mehr als die Hälfte der EU-Mandate vergeben werden, wurden beide abgehängt.
In kleineren und mittleren Staaten sah es zum Teil völlig anders aus. So
schnitten die Sozialdemokraten in Spanien besonders gut ab, ebenso in
Schweden. Davon profitiert haben aber nicht, wie erwartet, die rechten und
rechtspopulistischen Parteien, wie das in Prognosen vorausgesagt wurde. Ein
spürbares Aufatmen war hier in der restlichen Parteienlandschaft erkennbar.
Die Liberalen , die vor allem von einem Bündnis
mit der Partei des französischen Präsidenten Emmanuel Macron profitieren,
stiegen hingegen zur drittstärksten Fraktion auf – mit mehr als 100 Mandaten.
„Grüne Welle“
Die eigentlichen Sieger waren aber die Grünen. In Deutschland mit dem
Rekordergebnis von 22 Prozent, mit zwölf Prozent auch in Frankreich, aber auch
in vielen kleinen Ländern wie in Irland oder in Finnland. Damit haben sie das
beste Ergebnis ihrer Geschichte erzielt.
Der
Trend zu „Grün“ hat an ein Thema erinnert, das seit Jahren mit leeren
Politikfloskeln statt wirkungsvollen Maßnahmen begleitet wird. Jetzt versprechen nationale
und europäische Politiker ein intensives Handeln für den Klimaschutz. Druck
wurde auch durch die „Fridays for Future“
Bewegung initiiert, mit der massenhaft Schülerinnen und Schüler durch Proteststreiks
auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam machen.
Verhandlungen über Spitzenämter
Jetzt wird verhandelt, wer Präsident der EU-Kommission werden soll. Manfred Weber, EVP-Spitzenkandidat der stärksten Partei der EU-Wahl, hatte sich bisher gute Chancen ausgerechnet, neuer Kommissionschef zu werden. Da Macron das System der Spitzenkandidaten nicht
akzeptieren will, ist fraglich, ob Weber, sein sozialdemokratischer Rivale
Timmermans oder die liberale Vestager das Rennen machen können.
Neu zu besetzen sind auch die Ämter des Präsidenten des Europäischen Rates und der Europäischen Zentralbank. Es wurde ein Sondergipfel des Europäischen Rates für den 30. Juni vereinbart, um Personalfragen zu lösen.