Gesundheitsförderung und Prävention sind wichtige Bausteine, um Folgen abzufedern.

SW – 12/2020

Der demografische Wandel stellt die Politik, die Wirtschaft und die Gesellschaft vor große Herausforderungen. Auch auf die Systeme der sozialen Sicherheit und die Nachhaltigkeit ihrer Finanzierung wird der demografische Wandel Auswirkungen haben. Umso wichtiger ist es, die Triebkräfte zu analysieren und Lösungen zu suchen.

Einen ersten Schritt hierzu hatte die Europäische Kommission im Juni 2020 unternommen. Sie veröffentlichte ihren Bericht zum demografischen Wandel, in dem sie die wesentlichen Treiber und die Folgen für Europas soziale Marktwirtschaft analysierte (siehe Berichte 6-2020 und 9-2020). Auf der Grundlage der Erkenntnisse des Berichts beabsichtigt sie im Frühjahr 2021 ein Grünbuch zum Altern vorzulegen.

Im November 2020 hat sie nun ihren "Fahrplan" zum Grünbuch mit den Zielen der Initiative und dem weiteren Vorgehen vorgestellt. Demnach möchte sie mit dem Grünbuch eine Debatte über die langfristigen Auswirkungen des demografischen Wandels, insbesondere auf Pflege und Renten sowie die Förderung eines aktiven Alterns einleiten. In diesem Zusammenhang müsse auch geprüft werden, ob die Sozialschutzsysteme den Bedürfnissen einer alternden Bevölkerung gerecht werden.

Die demografische Entwicklung stellt die Arbeits-, Versorgungs- und Finanzierungskonzepte der Sozialversicherungssysteme vor Herausforderungen, für die Lösungen gefunden werden müssen. Die Spitzenorganisationen der Deutschen Sozialversicherung haben sich daher bereits frühzeitig auf der Grundlage des im Juni veröffentlichten Berichts mit einer Stellungnahme zu Themen wie einem umfassenden Präventionsansatz zum Erhalt der Gesundheit und Beschäftigungsfähigkeit, der Verhinderung von Altersarmut und einem resilienten Gesundheits- und Pflegesystem in die Diskussion eingebracht.

Den nun vorgelegten Fahrplan und die dazu eingeleitete Konsultation hat die Deutsche Sozialversicherung zum Anlass genommen, im Hinblick auf eine sinkende Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter erneut auf die Bedeutung des Erhalts der Beschäftigungsfähigkeit für die Nachhaltigkeit der Finanzierung der Systeme der sozialen Sicherheit und die Abfederung der Folgen des demografischen Wandels hinzuweisen.

Gesundheitsförderung und Prävention

Um eine möglichst lange und gesunde Teilnahme am Arbeitsleben zu ermöglichen, sollten die Gesundheitsförderung und Prävention während des gesamten Arbeitslebens eine zentrale Rolle spielen und dabei Änderungen potentieller Belastungen berücksichtigen. Eine stärkere Konzentration auf Rehabilitations- und Wiedereingliederungsstrategien, die Unterstützung von Einzelpersonen bei der Bewältigung z.B. chronischer Krankheiten und die Zusammenarbeit mit Arbeitgebern bei der gesundheits- und alternsgerechten Gestaltung der Arbeit während des gesamten Arbeitslebens können dazu beitragen, die Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten und die sozialen Sicherungssysteme sowohl auf der Einnahme- als auch auf der Ausgabenseite zu entlasten.

Dabei geht es bei der alternsgerechten Arbeitsgestaltung um die Schaffung von Arbeitsbedingungen, die es den Beschäftigten aller Altersgruppen ermöglicht, ihre Potentiale auszuschöpfen, dabei jedoch Fehlbeanspruchungen zu vermeiden, um so die Bewältigung der Anforderungen des Arbeitsplatzes bis zum regulären Renteneintritt zu gewährleisten.

Jobmanagement

Aber auch die Fälle, in denen die Ausübung des Berufs nicht bis zum Renteneintrittsalter möglich ist, zum Beispiel, weil die ausgeübte Tätigkeit zu besonderen physischen oder mentalen Belastungen führt, sollten Berücksichtigung finden. Maßnahmen der Gesundheitsförderung, der Prävention und des Arbeitsschutzes sollten im Hinblick auf diese Fälle durch ein Arbeitsplatzmanagement und Personalentwicklungsmaßnahmen ergänzt werden, die den Betroffenen Möglichkeiten für einen rechtzeitigen Karrierewechsel aufzeigen und es ihnen ermöglichen, weiterhin erwerbsfähig zu bleiben.

Neben der Auseinandersetzung mit den langfristigen Folgen des demografischen Wandels auf Gesundheit, Pflege und Rente sollten diese Aspekte in die Debatte einfließen, da sie für ein aktives Altern sowie die Erhaltung der Beschäftigungsfähigkeit und damit für die nachhaltige Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme von grundlegender Bedeutung sind.