Beschäftigungstrends in der Corona-Pandemie
Die Berufstätigkeit von Frauen geht zurück.
KL – 02/2021
Eine neue Studie untersucht die Entwicklungen von Berufstätigkeit in der Europäischen
Union während der Corona-Pandemie und stellt dabei geschlechterspezifische
Unterschiede bei Männern und Frauen fest. Vor der Corona-Pandemie – genauer: in
den Jahren 2005 bis 2019 – hatte die Beschäftigungsquote von Frauen in der
Europäischen Union deutlich zugenommen. Auch die Finanzkrise im Jahr 2008
konnte dem stetigen Aufwärtstrend in der Beschäftigungsquote von Frauen nichts
anhaben.
Die Corona-Pandemie
mit ihrem negativen Trend wirkt sich auf die Berufstätigkeit von Frauen härter
aus als auf die von Männern.
Verschiedene Ursachen
In der Studie
werden verschiedene Gründe für diese Entwicklung verantwortlich gemacht:
Männer sind
europaweit häufiger in Berufen tätig, die – mit Ausnahme der Krankenpflege -als
essentielle wirtschaftliche Bereiche eingestuft werden. Hierzu gehören beispielsweise
Berufe in der Landwirtschaft, dem Transportwesen und im Bereich der Sicherheit
wie der Polizei. Männer waren dadurch während des Lockdowns weitgehender als
Frauen vor Arbeitsplatzverlust geschützt.
Darüber hinaus
ist von der Corona-Pandemie der Dienstleistungsbereich stärker getroffen
worden, der mit direktem Kontakt zu Kunden und Verbrauchern verbunden ist und für
den die Arbeit im Home-Office nicht in Frage kommt. Beispielhaft hierfür sind Branchen
wie das Friseurhandwerk, Kosmetik, das Gastgewerbe sowie die Tourismus- und Reisebranche.
Der Frauenanteil in diesem Dienstleistungsbereich beläuft sich auf 61%.
Frauen arbeiten
außerdem häufiger als Männer in Teilzeitbeschäftigungen, in befristeten
Beschäftigungen oder in prekären Arbeitsverhältnissen und sind häufiger sozial
schlecht abgesichert. Seit Beginn der Pandemie haben sie auch den größeren
Anteil der angefallenen Kinderbetreuung übernommen und stehen damit dem
Arbeitsmarkt weniger zur Verfügung.
Auf
europäischer Ebene wurden in den vergangenen Jahren mehrere Gesetzesinitiativen
und Richtlinien verabschiedet, um die Berufstätigkeit von Frauen europaweit zu
fördern. Wir haben zuletzt im Januar 2021 über die von der Europäischen
Kommission verfasste Strategie der Gleichstellung der Geschlechter 2020 - 2025 berichtet.
Weiterer Handlungsbedarf
Mit Blick auf
die Ergebnisse der Studie sind weitere Anstrengungen erforderlich, um die Beschäftigungsquote
von Frauen weiter zu erhöhen und die soziale Absicherung von Frauen zu fördern.
Zu nennen wären hier einerseits Reformen bei den Altersvorsorgesystemen, die unter
anderem erziehungsbedingte Unterbrechungen in den Erwerbsbiografien von Frauen
besser berücksichtigen. Darüber hinaus sind Verbesserungen bei der
Vereinbarkeit von Arbeit und Familie und Maßnahmen zur Verringerung des
geschlechtsspezifischen Lohngefälles nötig. Mehr sozialversicherte
Beschäftigungen für Frauen würden nicht nur das Problem der drohenden
Altersarmut besser bekämpfen. Die Erhöhung der Erwerbsquote von Frauen mit mehr
sozialversicherter Beschäftigung würde insgesamt zu einer Entlastung der
Sozialsysteme der Mitgliedstaaten führen.