Sozialversicherungsnachweis
Papierdokumente bald überflüssig?
IF – 09/2021
In einer im Sommer gestellten Parlamentarischen
Anfrage an Kommissar Nicolas Schmit (Beschäftigung und Soziales) versuchte
die Europaabgeordnete Gabriele Bischoff (S&D/DE) mehr Klarheit über das
angekündigte Projekt des Europäischen Sozialversicherungsausweises zu erfahren (siehe
News 06/2021).
Nicht nur für die Abgeordneten, sondern auch für viele Interessensvertretungen
in Brüssel ist die Zielsetzung des Passes nicht ganz klar.
Reisepass, Impfpass und nun Sozialversicherungspass?
Konkret handelt es sich um das Pilotprojekt der Europäischen
Kommission für einen Europäischen Sozialversicherungspass (ESSP), um auch
grenzüberschreitend Auskunft über die soziale Absicherung einer Person geben zu
können. Dies soll aber bald ganz ohne Papierdokumente möglich sein, sondern
rein digital auf dem Mobiltelefon abgespeichert sein.
Gute Gründe…
Die Europäische Kommission stellte klar, dass diese
Initiative die Implementierung einer künftigen digitalen Lösung sein könnte.
Gerade auf europäischer Ebene wolle die Europäische Kommission die
Digitalisierung in allen Politikbereichen vorantreiben. Man wolle zur
Verbesserung des grenzüberschreitenden Nachweises und zur Überprüfung des Versicherungsschutzes
neue Wege beschreiten. Das oft heiß diskutierte und strittige A1-Formular
soll erleichtert und als Papierform gar ganz abgelöst werden.
..wesentliches Detail am Rande
Der Sozialversicherungspass
könnte zur Verbesserung von Sozialversicherungsrechten mobiler Bürgerinnen und
Bürger beitragen. Zu diesem Zweck müsste aber eine Vielzahl öffentlicher Verwaltungsverfahren,
soweit sie analog zur Verfügung stehen, künftig in vollem Umfang auch
online angeboten werden. Ob dies in dem Zeitrahmen möglich sein wird, ist abzuwarten.
Rolle des digitalen Zugangstors
Das digitale Zugangstor soll schon Ende 2023 vollständig für
die Beantragung und Ausstellung des portablen A1-Dokuments anwendbar sein. Das
Tor soll wiederum der mögliche Einstiegspunkt für Personen und Unternehmen sein, diese werden dann auf
nationale Portale umgeleitet, wo sie online die Ausstellung beantragen
können. Der
Online-Zugang zu Informationen und Verfahren soll für alle Mitgliedstaaten zu gleichen Bedingungen
leichter möglich sein (siehe News 06/2018).
Datenschutz prioritär
Die Europäische Kommission versicherte, dass nur die Daten und
Informationen verarbeitet werden, die für die Überprüfung der Deckung und der
Rechte der sozialen Sicherheit unbedingt erforderlich sind. Die Daten der
betroffenen mobilen Bürgerinnen und Bürger sollen nur den zuständigen
nationalen Behörden und den Interessenträgern zugänglich gemacht werden.
Andererseits werden die genauen technischen Eigenschaften der angestrebten
Lösung, auch unter Anwendung von Blockchaintechnologien noch definiert und in
einer Pilotphase bis 2023 getestet werden.
Erleichterung statt Verwirrung
Der Nutzen eines Europäischen Sozialversicherungspasses soll für die Versicherten eine Erleichterung sein und keine zusätzliche Verunsicherung in dem schon bisher bestehenden, oftmals schwerfälligem, Daten- und Antragsweg für den Nachweis eines Sozialversicherungsschutzes.