Magazine ed*
ed* Nr. 02/2018

Editorial

ed* Nr. 02/2018 – Kapitel 1

Liebe Leserinnen und Leser,

spätestens mit dem Brexit hat sich deutlich offenbart: Die Europäische Union (EU) befindet sich in einem Umbruch. Sie hat bei vielen EU-Bürgerinnen ­und Bürgern an Akzeptanz verloren. Blickt man zurück auf die Gründerzeit der EU, zeigt sich: Genauso wie heute konnten schon damals nicht alle von der Vision und den Vorteilen eines friedlichen, geeinten und wirtschaftlich erfolgreichen Europas überzeugt werden. Dies hatte auch Paul Henri Spaak, der als „europäischer Visionär mit Überzeugungskraft“ bezeichnet wurde, am 11. Dezember 1951 in Paris zutreffend formuliert: 

 

„… zwar sind Einige nur schwer von der Notwendigkeit unserer Aktivitäten zu überzeugen, doch für viele von uns ist das, was wir hier tun, von dringender Wichtigkeit …“1 

 

Rückblickend betrachtet hat das Vereinigte Königreich in den letzten Jahren als Mitglied im europäischen Staatenverbund die Vorteile und Visionen der EU aktiv mitgestaltet. Jetzt gilt es, bis Ende März 2019 die bislang be­ste­henden Verbindungen zu der EU zu lösen und die künftigen Beziehungen neu zu definieren.  

 

Doch wie wirkt sich der Austritt auf die Sozialversicherung aus? Die Zeit des freien Waren- und Personenverkehrs im Verhältnis zum Vereinigten Königreich dürfte vorbei sein oder zumindest eingeschränkt werden. Es stellt sich somit die Frage, ob britische Rentner auch nach dem Brexit weiterhin in Deutschland Altersrenten aus dem Vereinigten Königreich beziehen können. Wie steht es künftig um den bislang gewährten Zugang zu notwendigen medizinischen Behandlungen für deutsche Bürgerinnen und Bürger im Vereinigten Königreich? Wie verhält es sich mit europäischen Zertifizierungen oder Zulassungen wie z. B. von Medizinprodukten, Arzneimitteln oder persönlichen Schutzausrüstungen, die bislang vom Vereinigten Königreich uneingeschränkt anerkannt wurden? 

 

Die Antworten auf zahlreiche Fragen hängen davon ab, welche Beziehungen die EU und das Vereinigte Königreich für die Zeit nach dem Brexit anstreben. Feststehen dürfte aber heute schon, dass die Trennung zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU insgesamt mehr Bürokratie und Kosten für alle bedeutet, auch für die mobilen Bürgerinnen und Bürger. 

 

Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre! 

 

Ihre Ilka Wölfle