
Erster globaler Impfgipfel in Brüssel
Zehn Schritte gegen das Comeback der Masern in Europa.
RB – 10/2019
Am 12. September 2019 fand der gemeinsame Impfgipfel der
Europäischen Kommission und Weltgesundheitsorganisation (WHO) statt.
Das Thema Impfen wurde zu Beginn des Jahres mit der
Veröffentlichung der Studie zum Impfverhalten der Europäer
öffentlichkeitswirksam und damit zum Politikum. Wir berichteten hierzu in der Ausgabe im
Mai. Die Europäische Kommission hat hierzu ein Factsheet mit den
wichtigsten Informationen erstellt.
Comeback von Masern & Co wegen Impfmüdigkeit und Fehlinformationen in Europa
Impfmüdigkeit
wird von der WHO als eine der zehn Risiken für die globale Gesundheit im Jahr
2019 genannt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Impfgipfels stellten heraus, dass der Begriff
der Impfmüdigkeit regional im Hinblick auf die Ursache differenziert betrachtet
werden muss.
Global
stellen in armen Ländern der Zugang zu Impfstoffen sowie die Erreichbarkeit
aufgrund schwacher Infrastruktur in ländlichen Regionen große Herausforderungen
dar. In den Städten führen die starke Urbanisierung und die Entstehung unkontrollierter
Stadtteile zu einer erschwerten Durchdringung aller Bevölkerungsschichten.
In
Europa sind rückläufige Impfquoten, insbesondere durch Fehlinformationen von
Impfgegnern zu erklären. Im ersten Halbjahr 2019 wurden 90.000 Masernfälle in
Europa dokumentiert. Diese Fallzahl übertrifft bereits im ersten Halbjahr die
Gesamtzahl der dokumentierten Fälle für 2018 (84.462). Die meisten Fälle für
Röteln wurden in Polen, Deutschland, Italien, Spanien und Rumänien verzeichnet
(483).
Auch
Deutschland beteiligte sich an der Debatte zur Abwehr von vermeidbaren
Krankheiten durch verfügbare Impfstoffe. In Deutschland liegt die Impfquote
derzeit knapp unter 95 Prozent. Jedoch haben bisherige Maßnahmen, um das
Vertrauen der Bevölkerung in den Impfschutz zu erhöhen, kaum Erfolge gebracht. Das
Bundeskabinett hat im Juli das Gesetz zur Masern-Impfpflicht auf den Weg gebracht. Dieses sieht vor,
dass Eltern vor der Aufnahme ihrer Kinder in eine Kita oder Schule nachweisen
müssen, dass diese geimpft sind. Die Impfpflicht gilt dann auch für Tagesmütter
und für das Personal in Kitas, Schulen, in der Medizin und in
Gemeinschaftseinrichtungen sowie Flüchtlingsunterkünften. Neben der Impfpflicht
sieht das Gesetz auch Aufklärungskampagnen und die Einbindung des Öffentlichen
Gesundheitsdienstes vor.
Die
Umsetzung von Maßnahmen zur Ausweitung des Impfschutzes in der EU durch
Aufklärung der Bevölkerung wurde auch von Frau von der Leyen and die
designierte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides gerichtet.
Globale Impfstrategie
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Impfgipfels verständigten sich auf zehn
Handlungsfelder, welche global dazu beitragen sollen, durch
Impfungen vermeidbare Krankheiten zu bekämpfen.
Diese reichen von der Sicherstellung nationaler
Impfstrategien, der Nutzung digitaler Möglichkeiten zur Überwachung und
Verbesserung der Wirksamkeit von Impfprogrammen, der Investition in Forschung zur
Entwicklung neuer und verbesserter Impfstoffe bis hin zum Abbau von Versorgungsengpässen
durch verbesserte Systeme zur Prognose der Verfügbarkeit, der Bevorratung und
der Lieferung von Impfstoffen.
Medial soll die Öffentlichkeit durch die Nutzung von
Social Media wirksam mit objektiven Informationen aufgeklärt werden, um der
Verbreitung von Falschinformationen entgegenzuwirken.