Europäische Kommission schließt Gespräche zur Sicherung von Coronavirus-Impfstoff ab.

RB – 08/2020

Die Forschung und Entwicklung wirksamer Impfstoffe läuft weltweit auf Hochtouren. Längst hat der Wettlauf begonnen, den Zugriff auf aussichtsreiche Entwicklungsprojekte zu sichern. Bereits Mitte März 2020 wurde ein Fall öffentlich, in dem der US-Präsident Donald Trump die Arbeit zur Impfstoffentwicklung eines deutschen Unternehmens für die USA sichern wollte. Nun hat die Europäische Kommission Gespräche mit Pharmaunternehmen zum Kauf potentieller COVID-19-Impfstoffe abgeschlossen.

Weltweiter Wettlauf um Impfdosen

In ihrer EU-Strategie für COVID-19-Impfstoffe hat die Europäische Kommission ihre Vorgehensweise zur Sicherstellung des Zugangs zu einem potentiellen Impfstoff in zwei Säulen dargelegt. Wir berichteten in den Newsletter Ausgaben 06/2020 und 07/2020.

Während die Unsicherheit darin besteht, wann welcher Hersteller die Zulassung der EMA für einen wirksamen und sicheren Impfstoff erhält, müssen bereits jetzt, in Form von Abnahmegarantien, Vorlaufkosten für die Forschung und Entwicklung sowie für den Aufbau von Produktionskapazitäten der Impfstoffhersteller finanziert werden. Die Europäische Kommission führt daher Gespräche mit mehreren Herstellern, welche erfolgsversprechende Impfstoffentwicklungen vorweisen. Eine Übersicht der aktuell laufenden Impfstoffprojekte nach Entwicklungsphase kann zum Beispiel auf der Seite der WHO eingesehen werden.

Kommissionspräsidentin von der Leyen sagte nach Abschluss der Gespräche, dass Europa im Rahmen einer weit gefassten europäischen Impfstrategie in ein breit gestreutes Portfolio vielversprechender Impfstoffe, welche auf unterschiedlichen Technologien basieren, investieren müsse.

Zugang europaweit sichern

Mit dem Abschluss der Sondierungsgespräche mit Sanofi-GSK wird ein Vertragsabschluss angestrebt, welcher allen EU-Mitgliedstaaten die Möglichkeit bietet, den Impfstoff zu erwerben. Vorausgesetzt, dass sich ein COVID-19-Impfstoff als sicher und wirksam erweist, kann die Kommission über den vertraglichen Rahmen über den Kauf von 300 Millionen Dosen im Namen der Mitgliedstaaten verfügen.


Für die Kommissarin für Gesundheit, Stella Kyriakides, ist der Impfstoff der zuverlässigste Ausweg aus der Krise. Dieser Vertrag bietet den EU-Bürgerinnen und EU-Bürgern einen gleichberechtigten Zugang zum Impfstoff.


Am 13. August wurden weitere Sondierungsgespräche mit dem Hersteller Johnson & Johnson abgeschlossen. Vorausgesetzt, dass die aktuelle Impfstoffentwicklung die Zulassung erhält, wird ein Vorkaufsrecht über 200 Millionen Impfdosen vertraglich vereinbart und kann um weitere 200 Millionen Impfdosen erweitert werden. Einen Tag später konnte mit dem Pharmakonzern AstraZeneca ein weiterer, verbindlicher Abschluss über mindestens 300 Millionen Einheiten erzielt werden.

Parallel haben sich die EU-Mitgliedstaaten Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande zu einer Impfallianz zusammengeschlossen. Die Impfallianz agiert ergänzend zu den Aktivitäten der Europäischen Kommission und beabsichtigt einen Impfstoff zur Versorgung aller Mitgliedstaaten der EU zu sichern. Mitte Juni wurde - ebenfalls mit AstraZeneca - ein Vertrag mit einem Abnahmevolumen von 400 Millionen Impfdosen geschlossen. Dies sei wichtig, da viele Länder der Welt bereits Impfstoffe gesichert hätten, so Bundesgesundheitsminister Spahn.

Abnahmegarantie

Die abgeschlossenen Sondierungsgespräche der Europäischen Kommission mit Sanofi-GSK und Johnson & Johnson werden mit dem Ziel zur Vereinbarung einer Abnahmegarantie weitergeführt. Diese werden aus dem Soforthilfeinstrument finanziert. Weitere potentielle Impfstoffe mit unterschiedlichen Profilen verschiedenster Hersteller werden das Portfolio erweitern.


Vorausgesetzt, dass die klinischen Prüfungen der Phase III die gewünschte Immunreaktion zeigen, ist im Fall des Impfstoffkandidaten von Sanofi-GSK eine Beantragung zur Zulassung bei der EMA im Juni 2021 geplant.