Magazine ed*
ed* Nr. 01/2020

Europa gegen den Krebs

Die Zusam­men­ar­beit bei der Krebs­be­kämp­fung hat Tradi­tion.

ed* Nr. 01/2020 – Kapitel 2

Europa blickt mittlerweile auf 30 Jahre Krebsbekämpfung zurück. In den 80er Jahren startete die Initiative „Europa gegen den Krebs“ mit dem Ziel, die für das Jahr 2000 prognostizierten Todesraten um 15 Prozent zu unterschreiten. Gelungen ist dies damals leider nur in Österreich und Finnland.


Aus dieser Zeit stammt auch der 1987 erstmals veröffentliche Europäische Kodex zur Krebsbekämpfung. Seine zwölf Empfehlungen zur Vermeidung von Risikofaktoren wie Tabak, UV-Licht und Alkohol beziehungsweise zur ausgewogenen Ernährung, regelmäßigen Bewegung und Wahrnehmung von Vorsorgeangeboten sind nach wie vor gültig.


Auch das EP hatte schon vor über zehn Jahren mit einer Resolution sein politisches Engagement in der Krebsbekämpfung unterstrichen. Die Einrichtung eines eigenständigen Sonderausschusses, auf den sich im Januar dieses Jahres die Vorsitzenden der Fraktionen im zuständigen ENVI-Ausschuss verständigt haben, betont das anhaltende Engagement des Parlaments. Den Menschen müsse ein europäischer Mehrwert bei Prävention, Diagnose und Nachbehandlung aufgezeigt werden, so die Europa-Abgeordneten.

Europas Kampf gegen den Krebs geht weiter


Nach vielen Jahren möchte die Europäische Kommission nun einen neuen Krebsplan auflegen. Es gibt noch viele Herausforderungen im Kampf gegen den Krebs, die gemeinsam bewältigt werden müssen. Ziel ist, dass die Menschen überall in Europa eine gleich gute Behandlung bekommen. Konkrete Maßnahmen in allen Schlüsselstadien der Krankheit möchte die Kommission zum Ende des Jahres vorschlagen, dazu zählen vor allem Prävention, frühzeitige Diagnose, Behandlung und Versorgung sowie die Verbesserung der Lebensqualität.


Mit dem Startschuss am 4. Februar ist eine breite Konsultationsphase eröffnet worden, um weitere Anregungen einzuholen. EU-Bürgerinnen und -Bürgern sowie Interessenvertretern wird damit Gelegenheit gegeben, sich frühzeitig einzubringen und Vorschläge zu unterbreiten, wie das Thema auf europäischer Ebene ­am besten angegangen werden sollte. Die Ergebnisse der Konsultation werden in die Ausgestaltung des Plans einfließen und dabei helfen, die Hauptthemenbereiche und den Rahmen für künftige Maßnahmen abzustecken. Ein erster konkreter Aufschlag für den Europäischen Plan zur Krebsbekämpfung mit kurz-, mittel- und langfristigen Zielen soll Ende des Jahres vorgelegt werden.


Einige Details sind schon jetzt bekannt. So soll der neue Krebsplan auf die folgenden Schwerpunkte abzielen:


  • Krebs soll ganzheitlich bekämpft werden. Nach dem „Health-in-all-Policies-Ansatz“ sollen Schulen, Arbeitsumfeld, Umwelt, Agrarwirtschaft und Lebensmittelindustrie, Wissenschaft und Forschung ein­bezogen werden.
  • In der Prävention soll neben dem Tabak- und Alkoholmissbrauch auch auf Bewegung, Ernährung und das Thema Impfen fokussiert werden. Die Entwicklung eines fairen, gesunden und umweltfreundlichen Lebensmittelsystems und der Schutz vor Umwelteinflüssen zeigen Schnittstellen zum Grünen Europäischen Pakt.
  • Frühe Diagnosen können Leben retten. Einen wertvollen Beitrag leisten Screening-Programme. Mit dem Krebsplan soll technische Unterstützung geleistet und deren weitere Verbreitung forciert werden.
  • Der Zugang zu Behandlung und Therapie soll verbessert, die Palliativversorgung ausgebaut, die berufliche Wiedereingliederung erleichtert werden.
  • Ein Europäischer Gesundheitsdatenraum soll den Austausch von relevanten Informationen sowie die Forschung zu Präventionsstrategien und Therapien fördern.


Das ist aber nicht alles. Nach dem Wunsch der Gesundheitskommissarin Kyriakides ist es auch an der Zeit, den Blickwinkel zu ändern. Nicht der Tumor solle im Fokus stehen, sondern der Mensch. Es gehe auch um die nicht sichtbaren psychischen und psychosozialen Folgen der Erkrankung. Stigmatisierung und Diskriminierung müssten verhindert und die höchstmögliche Lebensqualität erreicht

„Mission Krebs“

Brüssel hat auch den starken politischen Willen deutlich gemacht, mehr Ressourcen in die Erforschung der Krankheit, ihrer Vorbeugung und ihrer Behandlung fließen zu lassen. Krebs wird eine der fünf neuen europäischen „Missionen“ und damit europäischer Forschungs- und Innovationsauftrag. Der Trend zu immer mehr Krebsfällen soll umgekehrt werden. Die Missionen sind in das Investitionsprogramm Horizont Europa eingebettet und starten 2021. Horizont Europa legt nicht nur fest, welche Missionen es geben soll, sondern auch, über welche Merkmale sie verfügen müssen und wie sie zu steuern und zu verwalten sind.

Es ist viel persön­li­ches Enga­ge­ment zu spüren

Jedes Anliegen braucht engagierte Fürsprecher. Ursula von der Leyen hat das Thema auf die politische Prioritätenliste ihrer Präsidentschaft ganz nach oben gesetzt. Stella Kyriakides hat den Kampf gegen den Krebs persönlich ausgefochten. Mit dem Europaabgeordneten Peter Liese (EVP) hat der Krebsplan einen weiteren, leidenschaftlichen Fürsprecher.


Sie sind bei weitem nicht allein – und sie haben Recht: Im Kampf gegen den Krebs kann ein gemeinsames Vorgehen auf europäischer Ebene Vorteile erschließen; sei es in der Forschung, in der Nutzung von Daten oder im Austausch von Best Practice. Von der EU sind immer wieder wertvolle Impulse für die Krebs­bekämpfung gekommen, umgekehrt hat auch Deutschland wertvolle Entwicklungsbeiträge geleistet.



Dr. Peter Liese

Dr. Peter Lieseist seit 1994 Abgeordneter im Europaparlament und derzeit Fraktionsvorsitzender der Europäischen Volkspartei (EVP) im Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI)

„Mit dem Sonder­aus­schuss Krebs wird der Kampf gegen den Krebs zu einer Top-Prio­rität für das Euro­päi­sche Parla­ment. Es kann hier die Erwar­tungen an den Akti­ons­plan Krebs der Euro­päi­schen Kommis­sion formu­lieren und anschlie­ßend seine Umset­zung begleiten. Die Einrich­tung ist ein starkes Zeichen an die Pati­en­tinnen und Pati­enten in Europa, das nun alle Kräfte im Kampf gegen den Krebs gebün­delt werden. Der Sonder­aus­schuss ist das opti­male Mittel hierfür. Da verschie­dene Fach­be­reiche wichtig für die Pati­en­tinnen und Pati­enten sind, kann die Exper­tise aus allen rele­vanten Ausschüssen des Euro­päi­schen Parla­mentes kombi­niert werden, und es steht genü­gend Zeit für die wich­tigen Diskus­sionen mit Exper­tinnen und Experten sowie Pati­en­tinnen und Pati­enten zur Verfü­gung. Den betrof­fenen Menschen soll ein euro­päi­scher Mehr­wehrt bei Präven­tion, Diagnose, Nach­be­hand­lung und sozialen Rechten aufge­zeigt werden.“

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