Die Landwirtschaft steht unter Druck
ed* Nr. 01/2025 – Kapitel 7
Die Zahl der landwirtschaftlichen Familienbetriebe schrumpft und die Abhängigkeit von Wanderarbeitnehmerinnen und -arbeitnehmern wird immer größer. Immer wichtiger wird, faire Arbeitsstandards zu gewährleisten, befindet der Europäische Ausschuss der Regionen. Entsandte Arbeit habe in der Regel lange Arbeitstage mit hohen Leistungsanforderungen, aber Lücken im Sozialversicherungs- und Arbeitsschutz. Zur Überwachung der Arbeitsbedingungen insbesondere in den Zulieferketten würden unabhängige Meldestellen gebraucht, die mit Unterstützung der Gewerkschaften dafür sorgen, dass alle Beschäftigten in der Landwirtschaft angemessen vertreten und geschützt werden.
Denn das Schutzbedürfnis der Beschäftigten ist hoch. Die Zahl der Unfälle, tödlichen Verletzungen und Vergiftungen durch Pflanzenschutzmittel ist bei landwirtschaftlichen Kräften höher als in anderen Berufsgruppen1 und bei Wanderarbeitnehmern nochmals höher als bei einheimischen Kräften2. Der Klimawandel belastet die Arbeit auf dem Feld zunehmend mit Hitze und Strahlung. Eine Studie der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz weist zudem auf die hohe Prävalenz von Muskel-Skelett-Problemen hin.3

Leider landen Menschen mit Migrationshintergrund immer noch überproportional oft in schlechten und unsicheren Arbeitsverhältnissen mit niedrigen Löhnen.4
Die Sozialversicherung hilft
Landwirte können Hilfe finden. In Deutschland bietet die SVLFG als agrarsozialer Versicherungsträger neben spezifischen Informationen zu Gefährdungsfaktoren und Handlungshilfen zur Gefährdungsbeurteilung auch Angebote zur Prävention von Erkrankungen an. Produkte, die die Arbeitssicherheit erhöhen, werden finanziell bezuschusst.
Kein Sozialschutz, kein Geld!
Die EU verfügt seit jüngstem ebenfalls über ein Instrument zur Bekämpfung von Sozialdumping: die „soziale Konditionalität“. Diese verknüpft im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) EU-Finanzmittel mit der Einhaltung von Sozialrechtsvorschriften. Im Zuge der jüngsten GAP-Reform ist festgelegt worden, dass ab diesem Jahr die Nichteinhaltung von arbeits- und arbeitsschutzrechtlichen Vorschriften zu Beschäftigung, Gesundheit und Sicherheit zu Kürzungen der gewährten Zahlungen führen sollen. Da die Mitgliedstaaten über den Umfang der Sanktionen selbst entscheiden können, könnten Wettbewerbsverzerrungen drohen.