Magazine ed*
ed* Nr. 01/2025

Wett­be­werb und Wohl­stand brau­chen
faire Arbeits­bedin­gungen

ed* Nr. 01/2025 – Kapitel 2

Unter dem Eindruck des aufrüttelnden Berichts zur Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union (EU) des ehemaligen Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, hat die Europäische Kommission am 29. Januar ihren „Kompass für Wettbewerbsfähigkeit“ vorgestellt. Darin unterstreicht sie als einen Schwerpunkt zur Stärkung Europas Wettbewerbsfähigkeit die Bedeutung einer fairen Mobilität sowie die Anwerbung und Integration qualifizierter Fachkräfte aus dem Ausland. Der demografische Wandel setzt die Arbeitsmärkte zunehmend unter Druck. Deutschland und Europa sind immer mehr auf gut ausgebildete Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen, wenn sie Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand erhalten wollen. Gute Arbeitsbedingungen, adäquate Gesetze und eine effektive Durch- und Umsetzung der geltenden Regeln sind dafür unumgänglich.

Die Grafik verdeutlicht die wachsende Arbeitsmobilität in Europa im Jahr 2024. 3,8 Prozent der EU-Arbeitskräfte im erwerbstätigen Alter sind mobil, 10,1 Millionen mobile Arbeitskräfte sind zwischen 20 und 64 Jahre alt und 84 Prozent der mobilen Arbeitskräfte sind auf dem Arbeitsmarkt aktiv. Die Zuwanderung von neuen mobilen Arbeitskräften in den EU/EFTA-Staaten ist auf 976000 gestiegen, das ist ein plus von 14 Prozent. Die Anzahl an grenzüberschreitenden und entsandten Arbeitskräften ist auf 1,8 Millionen (plus 3 Prozent) beziehungsweise 5,5 Millionen (plus 19,5 Prozent) gestiegen. Die Zuwanderung von Arbeitskräften aus Drittstaaten hat sich mit 3,3 Millionen (plus 133 Prozent) verdoppelt. Die Anzahl an mobilen Arbeitskräften, die in ihr Heimatland zurückkehren ist auf 738000 Menschen gestiegen (plus 6 Prozent). Die wichtigsten Zielländer mobiler Arbeitskräfte in der EU sind Deutschland, Spanien und Italien. Mehr als die Hälfte der mobilen Arbeitskräfte leben dort. Die wichtigsten Herkunftsländer mobiler Arbeitskräfte in der EU sind Rumänien, Polen und Italien. Knapp die Hälfte (46 Prozent) der mobilen Arbeitskräfte stammen von dort.
Quelle: Europäische Kommission: https://employment-social-affairs.ec.europa.eu/document/download/35e06fad-1cf3-4d79-bc52-5bdfe9b9d3a9_en?filename=Infographic_v3.pdf (nachgebaut)

Gräfen­hausen – mehr als Tanken und Rasten

Wenn Europa Menschen aus dem Ausland anziehen will, muss es attraktive Arbeitsplätze bieten. Da müssen Lohn und Rahmenbedingungen stimmen. Gegenwärtig ist dies nicht immer gegeben. Das wurde 2023 auf der Autobahnraststätte Gräfenhausen an der A5 in der Nähe von Darmstadt sichtbar. Bis zu 120 Fahrer hatten dort für die Auszahlung ihrer Löhne protestiert, 30 von ihnen befanden sich zeitweise im Hungerstreik. Nach mehr als zwei Monaten konnte die Protestaktion beendet werden. Die Fahrer bekamen einen Teil ihres Geldes; allerdings nicht von ihrem polnischen Auftraggeber, sondern von Akteuren aus der Lieferkette. Es war der zweite Streik dieser Art.1


Laute Proteste sind die Ausnahme. Meist bleiben die Menschen – viele kommen aus Beitrittsländern des Balkans und Nicht-EU-Ländern wie Georgien, der Ukraine, Belarus, Aserbaidschan, Usbekistan, Afghanistan, Syrien, Irak, Indien, den Philippinen und aus Afrika – im Hintergrund. Sie kennen weder ihre Rechte, noch sprechen sie unsere Sprache. Auf die niedrigen Löhne sind sie oft angewiesen, da es in ihrer Heimat keine Arbeit gibt, dafür aber Familien, die versorgt werden müssen. Arbeiten sie für Subunternehmen, wird es für sie schwer, einen Verantwortlichen zu finden.

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