Eine positive Bilanz
Portugal beendet seine Ratspräsidentschaft.
KL – 06/2021
Der
portugiesische Ratsvorsitz hatte es in seinem Amt in der ersten Jahreshälfte
2021 nicht leicht: die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Wirtschaft und
Gesellschaft stellen die Mitgliedstaaten der Europäischen Union vor große
Probleme. Die Ratspräsidentschaft startete mit dem ehrgeizigen Motto: „Es ist
Zeit, zu handeln: für eine gerechte, grüne und digitale Erholung“. Zum Ende der
Ratspräsidentschaft im Juni 2021 ist es an der Zeit, auf den Beginn des Jahres
zurückzublicken und Bilanz zu ziehen.
Was wurde umgesetzt oder angestoßen?
Ein zentrales
Thema des portugiesischen Ratsvorsitzes ist die Aufwertung und Stärkung des
europäischen Sozialmodells. Die portugiesische Ratspräsidentschaft hat sich
deshalb besonders für die Umsetzung der Europäischen Säule der sozialen Rechte eingesetzt.
Im März 2021 wurde von der Europäischen Kommission der entsprechende
Aktionsplan veröffentlicht (siehe hierzu die News 03/2021). Darüber hinaus hat die portugiesische
Ratspräsidentschaft die Entwicklung eines europäischen Aktionsrahmens für Gesundheit
ins Auge gefasst.
Sozialgipfel in Porto
Am 7. und 8.
Mai 2021 war Porto Gastgeber für den Sozialgipfel. Die portugiesische
Ratspräsidentschaft hat dabei erreicht, dass sich die Staats- und
Regierungschefs der Mitgliedstaaten der Europäischen Union in der Erklärung von Porto auf die Kernziele des Aktionsplans zur Europäischen
Säule der sozialen Rechte und deren Umsetzung über das Europäischen Semester
verständigt haben (siehe News 05/2021).
Konferenz zur Zukunft Europas
Anhand der Vorschläge
der portugiesischen Ratspräsidentschaft konnte mit einjähriger Verspätung am 9.
Mai 2021 der Startschuss für die Konferenz zur Zukunft Europas gegeben werden. Europa soll damit unter
Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger eine Perspektive für die nächsten 10 bis
20 Jahre erhalten. Themen dieses Dialogs umfassen auch die Bereiche Gesundheit sowie
soziale Gerechtigkeit und Beschäftigung (siehe News 05/2021).
Gesundheit
Neben geplanten
Verbesserungen für die Verfügbarkeit, den Zugang und die Erschwinglichkeit von
Arzneimitteln, Impfstoffen und Medizinprodukten hat sich der portugiesische
Ratsvorsitz für die Umsetzung des Europäischen Krebsbekämpfungsplans stark
gemacht (siehe News 02/2021). Ein Durchbruch gelang auch in den
Trilogverhandlungen zur Bewertung von Gesundheitstechnologien. Nach jahrelangem
Tauziehen kam nun Bewegung in das Dossier und ein Abschluss könnte sich früher
als erwartet abzeichnen.
Digitales EU-COVID-Zertifikat
Am 20.5.2021
wurde von den Mitgliedstaaten und dem Europäischen Parlament ein Übereinkommen
zur Einführung eines europaweiten digitalen Zertifikats zum Nachweis von
Corona-Impfungen, negativen Corona-Tests und überstandenen Corona-Erkrankungen
getroffen, um das Reisen in der Europäischen Union zu erleichtern (siehe News 05/2021).
Was bleibt offen?
Einige
Vorhaben, die der portugiesische Ratsvorsitz auf die Agenda genommen hatte, werden
den nachfolgenden slowenischen Ratsvorsitz für die zweite Jahreshälfte 2021 weiter
begleiten. Neben der Weiterführung des Dialogs der Konferenz der Zukunft
Europas wären dies beispielsweise der Aufbau einer Europäischen
Gesundheitsunion und der Ausbau der Kapazitäten und Verfügbarkeit von
Arzneimitteln und medizinischen Produkten.
Die
portugiesische Ratspräsidentschaft hat in der ersten Jahreshälfte für die
Verwirklichung eines sozialeren Europas bei vielen Themen einiges in Bewegung
gebracht. Damit ergeben sich auch Fortschritte für die Deutsche
Sozialversicherung. Es müssen aber auch weiterhin die Entwicklungen bei den noch
nicht abgeschlossenen Themen im Blick behalten werden.